Wanderwoche im Elsass 2013

Deutsch-Französische Wanderwoche in den Vogesen


Vom 15.bis zum 22. September trafen sich 25 Wanderfreunde aus Deutschland und Frankreich zum 16. Mal zu einer Wanderwoche mit Standort in Orbey im Elsaß. Für die Treffen in Frankreich sind normalerweise die dortigen Wanderfreunde zuständig. Bei der diesjährigen Wanderwoche wurde eine Ausnahme gemacht, nachdem auf unserer Seite die umfangreicheren Kenntnisse über die Möglichkeiten bei unseren linksrheinischen Nachbarn liegen. In seiner Begrüßungsrede dankte Artur Göldner Hermann Jäger für sein Engagement zu den Vorbereitungen für dieses Treffen, wozu dieser einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.

Die Woche begann mit einem Besuch von Kaisersberg, der Geburtsstadt von Albert Schweitzer. Bei einer Führung in deutscher und französischer Sprache wurden wir vertraut gemacht mit der reichen und wechselvollen Geschichte dieser romantischen Stadt, deren strategisch bedeutende Lage schon in früher Zeit zu großem Reichtum geführt hat, was auch heute noch an den Gebäuden aus jener Epoche zu erkennen ist. Die anschließende Wanderung führte bergauf zur Berggaststätte St. Alexis, wo man sich mit elsässischen Spezialitäten stärken konnte.

In den Vogesen fanden im ersten Weltkrieg in Sonderheit in der Zeit von April bis Oktober 1915 sowohl am Harmannsweilerkopf als auch auf dem Lingekopf schwere Stellungskämpfe statt. Am letzteren fanden in dieser kurzen Zeit etwas 17000 junge deutsche und französische Soldaten den Tod. So war es naheliegend, den dortigen deutschen und französischen Saldatenfriedhof zu besuchen und ihrer zu gedenken. An beiden Stätten sangen die deutschen und französischen Wanderfreunde gemeinsam den Kanon „Dona nobis pacem“.Element "2013 Wanderwoche Elsass 3.jpg" not found! Im „Musée Memorial du Linge“ waren zahlreiche Artikel wie Waffen, Munition, Uniformen etc. ausgestellt mit Fotos, die einen Eindruck über die schrecklichen Ereignisse jener Zeit vermitteln. Die Stellungen wurden besichtigt und von einer zweisprachigen Führung erläutert. Die Angrifflinien waren nur 15 m voneinander entfernt. Für die heutige junge Generation sind solche Ereignisse nicht mehr denkbar. Die Voraussetzungen dafür haben schon sehr früh Konrad Adenauer und Charles de Gaulle gelegt mit der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrags.
Aus den Partnerschaften zwischen den Städten und Gemeinden unserer beiden Nationen heraus haben sich viele persönliche Freundschaften entwickelt, begleitet von intensivem Jugendaustausch. Auch unsere jählich abwechselnd in Deutschland und Frankreich stattfindenden Wanderwochen haben hierzu einen Beitrag geleistet.

Am dritten Tag sollte uns die Wanderung zu Lac du Forlet und zum Lac Noir führen. Das Wetter hatte sich aber dermaßen verschlechtert mit starken Regengüssen und Windböen, dass lediglich vom Col du Wettstein zum Lac Noir gewandert wurde. Die ursprünglich geplante Strecke wäre auf Grund der Wetterlage wegen des zum Teil recht schwierigen Geländes zu gefährlich gewesen. Stattdessen kehrten wir am Lac Noir ein und verbrachten dort einige Stunden in geselliger Runde mit angenehmer Unterhaltung u. a. zur Verbesserung der Sprachkenntnisse und mit Singen von Liedern.

Der Holzreichtum des Elsaß hat zu einer bedeutenden Entwicklung der dortigen holzverarbeitenden Industrie geführt, die heute zu einem großen Teil der Vergangenheit angehört. Dieser alten Handwerkskunst wird im Musée du Bois (Holzmuseum) inLabaroche gedacht. Eine Dampfmaschine aus dem Jahre 1889, die auch heute noch betriebsbereit ist, sorgt über Treibriemenantriebe für den Betrieb der verschiedenen Bearbeitungsmaschinen. Dazu zählt u. a. ein Sägewerk. Ein an der Maschine gekoppelter Generator sorgt für elektrisches Licht, an einer Stelle sogar noch mit einer Kohlenfadenlampe. Die Maschinen, die zum Teil in Betrieb vorgeführt wurden, waren ausgelegt zum Bearbeiten von Möbelteilen, Holzschuhen, Käsedosen, Wintersportgeräten, Axtstielen etc., um nur einige Anwendungen zu nennen. Zwei Stunden waren schnell vergangen und die weitere Vorführung musste abgebrochen werden, um an diesem vierten erstmals trockenen Wandertag den Weg zur kleinen Hohneck anzutreten.

Der vorletzte Wandertag führte uns vom Col du Calvaire über den Tête des Immerlin, mit 1216 m der höchste Punkt unserer Wandertage, bei wiederum nassem und windigen Wetter zum Cimetière Duchesne. Auch hier ruhen viele französische Soldaten, die 1915 bei den heftigen Kämpfen am Tête des Faux gefallen sind. Heute fragt man sich, warum das Verhältnis zwischen unseren beiden Nationen nicht schon früher so sein konnte wie wir es heute erleben. Das feuchte Wetter hatte uns nicht davon abgehalten, das Picknick im Freien einzunehmen.

Den Abschluß der Wanderwoche bildete zunächst ein Besuch des Weinmuseums in Kientzheim, wo man viel über die Tätigkeiten erfuhr, die mit der Herstellung des Weines erforderlich sind. Einige der ausgestellten Geräte wie Weinkelter stammen noch aus dem 17. Jahrhundert. Zu deren Bedienung war viel Muskelkraft erforderlich. Anschließend ging es zum Weingut Schmitt-Karrer in Kientzheim, wo wir bei einer Weinprobe Bekanntschaft machen konnten mit dem, was auf den Hängen am Fuße der Vogesen gedeiht. Die letzte Wanderung dieser Wanderwoche führte durch die Weinberge über Ammerschwihr und Kaisersberg wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Am letzten Abend hatten sich auch die Vorstandsmitglieder des Vereins Colette Born und Klaus Reifsteck eingefunden, um die Wanderer aus Frankreich zu begrüßen und zur Teilnahme an der im nächsten Jahr stattfindenden Jubiläumsfeier zur 30-jährigen Verschwisterung von Teningen mit La Ravoire einzuladen. Bertrand Buinier, der für die Wanderwochen in Frankreich zuständige Koordinator dankte mit weiteren Teilnehmern aus Frankreich den für das diesjährige Treffen Verantwortlichen aus Teningen für die Organisation und die Ausarbeitung des Programms mit Geschenken, die französische Spezialitäten enthielten. Er stellte gleichzeitig das Programm für die nächstjährige Tour in Frankreich vor, die vom 15. Bis 22.Juni in LeGrand-Bornand in Hochsavoyen geplant ist.

Am nächsten Morgen hieß es nach dem Frühstück wieder Abschied nehmen, das wie immer mit „Grosses Bises“erfolgte und mit
„au revoire“ im nächsten Jahr beim Verschwisterungsjubiläum und beim Wandern in Hoch Savoyen. (Artur Göldner)